Montag, 11. August 2014

Back in town. Glücklich. Müde. Reich beschenkt.

Nach einer reibungslosen Rückreise via Amsterdam landet das Team am Sonntagabend gegen fünf Uhr wohlbehalten in Zürich. Unterwegs gibt es nochmals verschiedene Gelegenheiten, den einen oder anderen Schwank und diverse Erlebnisse der letzten drei Wochen aufleben zu lassen. Es war für alle eine bewegende Zeit und man ist sich einig, dass sich der Einsatz mehr als gelohnt hat.
An dieser Stelle möchte sich der Verein Unihockey für Strassenkinder bei allen Einsatzteilnehmenden ganz herzlich bedanken. Ihr habt eure Ferien, Geld und viel, viel Herzblut investiert und euch auf ein Abenteuer eingelassen. Euer Einsatz hat sich aus unserer Sicht sehr gelohnt und wir sind äusserst berührt darüber, was wir gemeinsam erleben durften. Der grandiose und unbeschreibliche Teamspirit hatte grosse Ausstrahlung und eine Vorbildwirkung auf die einheimischen Trainerinnen und Trainer. Jeder von euch hat dazu seinen wichtigen Teil beigetragen. DANKE vielmals!
Mit 95%iger Wahrscheinlichkeit wird auch im nächsten Sommer ein Team nach Ecuador reisen. Selbstverständlich freuen wir uns auf 'Wiederholungstäter' ebenso wie auf neue Einsatzteilnehmende jeden Alters. Falls du noch nicht in unserem Verteiler bist, dann melde dich doch unter info@floorball4all.ch . Gerne schicken wir dir unseren Newsletter (mit Hintergrundberichen zu unseren Projekten in 20 Ländern) oder die jeweils aktuellen Einsatzausschreibungen.
Den Ecuadorblog werden wir nun etwas ruhen lassen. Von Zeit zu Zeit schalten wir hier aber auch Bilder und Berichte zu den angefangenen Pojekten auf. Gelegentliches Vorbeischauen lohnt sich also. Danke für dein Interesse an unserer Arbeit und/oder am Ecuadoreinsatz. Hasta la proxima!

Das Einsatzteam beim Besuch eines Projektes (ohne Pedro, der früher abreisen musste)

Freitag, 8. August 2014

Ecuador goes Floorball: 18 Projekte in 3 Wochen!

Ein letztes Mal melden wir uns aus Ecuador, bevor wir heute Samstag die Rückreise in die Schweiz antreten. Gerne blicken wir auf die gestern Freitag beendete Kurswoche in Conocoto (Quito) zurück.

Der Donnerstag ist sowohl für Teilnehmer als auch für das Einsatzteam wie bereits in Atuntaqui, einer der aufregendsten Kurstage. Am Morgen dürfen die neuen Trainer Übungen und Spiele nochmals repetieren und wiederholen. Dieser Teil ist für alle sehr wertvoll. Auch wir vom Einsatzteam sehen zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal die Trainerperformance im Training. Im zweiten Teil des Morgens steigt der Eifer der Teilnehmer nochmals stark an. Beim Spielturnier wird wie erwartet Vollgas gegeben. Toll, wie gross die Fortschritte bei vielen Kursteilnehmern erkennbar sind. Der Nachmittag steht dann klar im Zeichen des traditionellen Länderspiels. Dank der grossen Halle wird im gewohnten Grossfeld 5gegen5 gespielt. Eine eingespielte und leichte Aufgabe für das Schweizer Team... Denkste! Nach einer Minute steht es bereits 1:0 für Ecuador. Autsch! Auch in der Folge tut sich die Auswahl schwer und rennt Mal für Mal gegen ein ecuadorianisches Verteidigungsbollwerk an. Es fühlt sich an, als renne man gegen eine Nebelwand. ;-) Schon erstaunlich wie taktisch hervorragend der Unterklassige agiert. Erst nach etwa 20 Minuten wendet sich das Blatt und Ecuador scheint die Kraft und Erfahrung(?) zu fehlen. Am Ende steht es 8:2 für die Schweiz. Ein Resultat mit dem alle happy sind.


Nach den ersten Umarmungen nach dem Länderspiel, geht's am späteren Nachmittag an die Übergabe der Zertifikate und der Projekte. Ein wiederum emotionale Angelegenheit. Bereits sind erste Wermutstropfen im Schweizer Team ersichtlich. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.
Bereits am Freitag Morgen sehen wir die meisten Teilnehmer nochmals zu einem Kindertraining in der Halle. Obschon nur wenige Kinder auftauchen, können die teils noch jungen Trainer (Jorge ist erst 13 Jahre jung) ihr erlerntes Repertoire an Unihockeyübungen ausspielen. Am Nachmittag reisen wir in ein nahegelegenes Dorf zu Manuel und seiner Familie. Auf einem öffentlichen Sportplatz tauchen nach und nach mehr Kinder aus den umliegenden Quartieren auf. Die Chicos und Chicas sind begeistert vom neuen Sport und wir erleben ein tolles Training mit vielen lachenden Gesichtern und fröhlich leitenden Trainerinnen und Trainern.


Der letzte ganze Tag in Ecuador wird mit einem Burgeressen abgeschlossen. Beim gemeinsamen Auswerten zuhause bei unserer Gastfamilie ist sich das Team einig, dass in diesen drei Einsatzwochen sehr viel Erfreuliches erreicht werden konnte. Für jedes einzelne der insgesamt 18 Projekte haben wir ein sehr gutes Gefühl und sind überzeugt, dass bereits in einem Jahr viele Früchte erkennbar sein werden. Dieser Einsatz in einem tollen Einsatzteam macht jedenfalls Lust auf mehr...

An dieser Stelle bedanken wir uns am letzten Tag vor unserer Abreise für das Mitverfolgen unseres Blogs. Insgesamt wurde in den vergangenen drei Wochen knapp 6000 Mal auf den Ecuadorblog zugegriffen. Genial!
Wer mehr zum Einsatz erfahren möchte oder vertiefteren Einblick in unsere Erfahrungen erhalten möchte, darf sich gerne bei uns (info@floorball4all.ch) oder bei einem der Einsatzteilnehmenden melden. Wir geben dir gerne Auskunft.
Gracias y hasta la proxima!

 

Mittwoch, 6. August 2014

Peruanische Verhältnisse und ein militärischer Führungsstil

Der Dienstag stand ganz unter dem Motto Passtechnik. Nachdem am Montag eine solide Grundtechnik gelegt wurde, ist das technische Repetoire mit den verschiedenen Passvarianten erweitert worden. Jedoch hat sich auch die Anzahl der Teilnehmer erweitert. Interessant ist zu beobachten, wie die Anzahl Teilnehmer während eines Tages variieren kann. Müssen die einen am Morgen noch die Schulbank drücken und Prüfungen nachholen, kann dies bei anderen am Nachmittag der Fall sein. Oder je nach Lust und Laune gesellt sich auch unser ehrgeizger und motivierter Fahrer Hugo zum Training. Das Wort Niederlage scheint nicht in seinem Wortschatz vorhanden zu sein. Dementsprechend fällt sein ansteckender Einsatz und seine Freude bei jeder Übung aus.
Die Sprachbarriere ist in dieser Woche mehr das Thema, als dies noch in Atuntaqui war. Hatten wir in Atuntaqui während den Pausen Probleme mit der Verständigung, sind in dieser Woche die Trainings das Problem. Mit Urs haben wir einen super Übersetzer vor Ort. Leider aber sind wir in der zweiten Gruppe auf die Spanischkenntnisse der Schweizer angewiesen, welche ziemlich beschränkt sind. Wurde der Versuch gestartet, Übungen auf Englisch zu erklären und übersetzen zu lassen, so hat dies teilweise in einem kleineren Fiasko geendet. Einer der ecuadorianischen Kursteilnehmer ist ziemlich von seinen Englischkenntnissen überzeugt und übersetzte das komplette Gegenteil des Gesagten ganz nach seinem Empfinden. Mit unseren beschränkten Spanischkenntnissen war die falsche Übersetzung spätestens bei der Ausführung ersichtlich. So wurden zum Beispiel munter die Bewegungen beim Rudern nachgeahmt und manchmal noch ein bisschen Unihockey gespielt. Nachdem auch diesem Problem vorgebeugt wurde, konnte dennoch ein sehr erfolgreicher und guter zweiter Trainingstag abgehalten werden. Mit unserem Schlachtruf "vamos a terminar, vamos a jugar, vamos a ganar" verabschiedeten wir die Teilnehmer vom zweiten Training. Erfreulicherweise durften wir auch noch einige Gefühlsregungen mit dem Team aus Peru teilen. Wir erlebten zum ersten Mal für knappe zwei Stunden schlechtes Wetter. Unvorstellbar, wenn dies während fast drei Wochen so wäre ;-) Ganz entgegen der Gefühlslage in Peru haben wir zum guten Glück ein schnelles Internet. Das ermöglicht für uns ein sicheres Surfen :-)

Am Mittwoch stand die Schusstechnik sowie die Einführung in das Leben als Torhüter auf dem Plan. Die Teilnehmer waren wie immer mit vollem Elan dabei und hatten sichtlich Spass an den neu erlernten Techniken. Einzig einige Torhüter wurden in Mitleidenschaft gezogen. So führte der eine oder andere Schuss zu Schmerzen und blauen Flecken. Die Dosierung der Kraft beim Schuss ist noch nicht Jedermanns Sache. Der Spruch, dass Torhüter anders sind, hat sich einmal mehr bestätigt. Erweisen sich einige Spieler als nicht sehr motiviert und langsam während den Übungen, blühen diese im Tor total auf und bestehen die Feuertaufe mit Bravour. Gegen den Abend führt das tendenziell militärische Auftreten eines Kursteilnehmers zu einer kuriosen und lustigen Szene. Philippe steht dem Besagten gegenüber und fühlt sich in seine Zeit als Rekrut zurückversetzt. So folgt in bester miltärischer Manier ein ungewolltes und spontanes Salutieren der beiden, was zu allgemeinem Gelächter führt. Der Abend wird mit einem fantastischen Tiramisú à la Urs und einer lustigen Spielrunde abgerundet. Im Gedanken an die baldige Heimreise, nehmen wir noch die letzten Tage in Angriff. In dem Sinne: Wir melden uns ab! Hasta el proxima, amigos.

Aufzeichnung der Übungen

Montag, 4. August 2014

Hilfeleistung, Parkett und Kursstart

Am Wochenende lassen wir's etwas gemächlicher angehen. Am Samstag steht eine Stadttour mit integriertem Unihockeytraining auf Kunstrasen auf dem Programm. Es ist imposant, was diese langezogene Zweieinhalbmillionenstadt auf knapp 2'900 m.ü.M. zu bieten hat. Besonders der Ausblick vom Panecillo in den ärmerem Süden und den reicheren Norden ist eindrücklich.
Quito Süd

Während drei (wohl etwas faulere) Teammitglieder den Aufstieg mit dem Taxi vorziehen, machen sich die restlichen Schweizer Touris zusammen mit dem Guide auf, um die zahlreichen Stufen zu erklimmen. Unterwegs treffen sie auf einen Transport eines Betonmischers, der in argen Nöten steckt. Mitten im hügeligen Feld ist dieser festgefahren. Spontan helfen alle mit, die Karre aus der misslichen Lage zu ziehen. Das Unterfangen ist trotz den bärigen Oberarmen Joels und den fachmännischen Diskussionen der Einheimischen eine schier aussichtlose Sache. Trotzdem schafft man das nahezu Unmögliche und kommt mit etwas Verspätung schliesslich am Gipfel an.

Hilfeleistung beim Schleppen eines Betonmischers
Auch der Gang durch die Altstadt Quitos und der Besuch einiger Kirchen und wichtiger Gebäude helfen mit, dass ein gemütlicher Samstagnachmitag viel zur Akklimatisierung in Quito beiträgt.
Am Sonntag heisst es schliesslich wieder, sich auf den bevorstehenden Trainerkurs einzustellen. Nach einer guten Woche mit diversen anderen Aktivitäten ist dies erst einmal gar nicht so einfach. Nachdem die eigens für diesen Kurs zusammengeschweissten Tore mit Netzen versehen und die letzten Anpassungen und Absprachen getroffen sind, kann einem erfolgreichen Kursstart nichts mehr im Weg stehen.
Obwohl wir nun seit gut zwei Wochen in die ecuadorianische Kultur eintauchen durften, sind wir doch wieder erstaunt darüber, wie 'genau' es die Einheimischen mit Startzeiten nehmen... Der ursprünglich geplante Kursstart um 7.30 Uhr wird bald einmal zur Utopie. Um 8.30 Uhr ist erst eine Handvoll zukünftiger Trainerinnen und Trainer in der Halle. Weitere 20 Minuten später starten wir dann den Kurs mit knapp zehn Teilnehmern. Später kommen noch einige dazu, so dass wir bis am Ende des ersten Kurstages das Gefühl haben, dass es nun endlich losgehen kann. Dabei wäre angerichtet: Die Halle in Conocoto mit grosser Zuschauertribüne und einem "sidefiine" Parkettboden ist etwas vom besten, was die alten Einsatzhasen je in einem Einsatz angetroffen haben. Zusammen mit den tollen Toren und dem mitgebrachten Stockmaterial kommen fast ein bisschen Lust auf, hier bald ein erstes Länderspiel stattfinden zu lassen... Die Fortschritte der motivierten Anwesenden sind deutlich sichtbar. Beim nachmittäglichen Spielblock jedenfalls sind bereits einige schöne Spielzüge zu beobachten. Wir freuen uns auf Morgen, besonders, weil noch einige Teilnehmer einen verspäteten (halt südamerikanischen) Einstieg in den Kurs in Aussicht gestellt haben...
Training in der tollen Halle
Teambild - es fehlen Pedro (Joker) und Simon (rekonvaleszent)

Freitag, 1. August 2014

Von A wie Amazonas bis Z wie Zuckerrohr

Hola Amigos!

Rechtzeitig zur 1. Augustfeier kehrt das Einsatzteam von einem 2-tätigen Trip in den Regenwald zurück. Gerne möchten wir die zwei spannenden Tage im ABC Stil Revue passieren.

Am morgen in aller Früh um 05:15 (Mann, war das früh) starten wir von unserem neuen Zuhause bei Urs Aeschlimann in Richtung Regenwald.

Die Busfahrt dauert gut 2.5 Stunden und führt uns über einen 4000 Meter ü.M. hohen Pass hinunter in die Tropen.

Dort angekommen suchen wir uns sofort ein Ort wo es einen warmen Café. Der dort ansässige Hund markiert an Anna's Bein sogleich sein persönliches Revier. Welch freudiger Empfang!
Der folgende Ausflug ins Thermalbad lässt die feuchtfröhliche Begrüssung in Vergessenheit geraten.

Efraim, der anderthalbjährige Sohn von Urs und Gabriela, ist stets mit von der Partie und beim ganzen Ausflug für viele lustige Momente zuständig.

Zu diesem Zeitpunkt sind wir uns nicht bewusst, dass am späteren Nachmittag ein Besuch einer Finca im Regenwald ansteht.

Grashüpfer, Mücken, kleine bis tierisch grosse Ameisen, jede Menge Gras, Früchte und vieles mehr gibt es auf der Finca zu sehen und zu hören.

Einen Höhenunterschied von knapp 10'000 Meter legen wir in den zwei Tagen zurück.

Indermühle's und Co suchen immer noch oft das WC auf, denn einen RohrMax gibt es nicht in Ecuador.

Jassrunden sind die gängiste Art, die gesamte Reisezeit von zirka 14 Stunden im Auto zu überbrücken.

Krokodile Dundee Louis führt uns auf der Finca umher und zeigt uns die Kakaoplantage.

Um uns gegen Mücken zu schützen, kleiden wir uns von oben bis unten ein und markieren deutlich den Tourist im Regenwald, damit uns ja keine Mücke verfehlen kann.

Nur so nebenbei: Wussten Sie, dass Ecuador der grösste Exporteur von Bananen ist?

Unser Bus fährt ohne Pleiten, Pech und Pannen. Ufff... wie wir gehört haben, kann das auch anders ausgehen.

Eine Volleyballrunde im Pool für die abendliche Abkühlung im Regenwald finden wir in unserer Residenz vor.

Zurück in Quito angekommen, werden nach einigen Differenzen in Bezug auf Kreditkarten Fussballtrikots gekauft.

Die Rundreise zum Regenwald und zurück ist somit am Ende und sehr erlebnisreich.

Speziell anzusehen ist das Stockset von Urs, welches er 2009 nach Ecuador mitgenommen hat. Das Set wurde im Urwald rege genutzt und sieht dementsprechend aus.Die Worte von Benj hierzu: "Das Set het veiächli glittä" :-)

Nach diesen Tagen im Regenwald sehen wir uns bereits wie Ecuadorexperten.

Urs hat die ganze Reise für uns geplant und gibt uns viele neue und interessante Informationen weiter.

Trotz engen Platzverhältnissen im ausgelasteten Bus sind wir immer mit Vollgas unterwegs, statt mit 40 km/h den Berg runter (wir berichteten) geht es nun mit ca. 60 km/h den Berg hoch.

Unser Wagenlenker Hugo ist der Wahnsinn, er fährt uns sicher zu jedem Ziel und lernt unterwegs sogar einige Worte Deutsch.

Ziemlich xsund und munter sind wir jetzt also wieder zurück im Haus Aeschlimann.

Yes! Jetzt können wir den Schweizer Geburtstag feiern.

Mit süssen Zuckerrohrgrüssen,
Die Familie Ecuador

Mittwoch, 30. Juli 2014

Im Meerschweinchentempo nach Quito

Buenos Dias Amigos!

Heute melden wir uns das erste Mal aus Quito, der Millionenstadt in Ecuador. Nach langer Busfahrt sind wir gut gelaunt in Conocoto (Vorort von Quito) gestrandet. Unser Kleinbus fuhr zu Spitzenzeiten bis 40km/h schnell (bergab). Ein Wert der wohl schwer zu überbieten sein wird. Zuvor waren wir aber noch zwei Tage in der Nähe von Antutaqui, unserer ersten Wirkungsstätte, unterwegs.

Am Montag vergnügen wir uns zuerst in einem grosszügigen Freibad, planschen, baden und geniessen die Sonne. Gleich danach besuchen wir ein Heim mit afroecuadorianischen Kindern. Dort zücken wir natürlich sogleich unser Unihockeyset. In einer runden(!) Turnhalle, welche dem Kinderhilfswerk Compassion gehört, spielen wir ein paar "Runden". Viele Kinder sind wiederum begeistert von den gelöcherten Pelottas und halten uns bei Laune. Auch die Abende sind immer mehr geprägt von guter Stimmung und ausgelassenen Spielsessions. Von der einfachen Jassrunde, über die übelsten UNO-Regeln bis hin zu f***-your-Neighbour und Mafia (auch Werwolf genannt) ist alles dabei.

Der Dienstag ist geprägt von kulturellen Einblicken in die indianische Lebenswelt. Dank den Kontakten unserer Hostchica Regula zu der indigenen Bevölkerung rund um Antutaqui erhalten wir Einsichten in eine Taschenstrickerei, eine Weberei für Wandbilder, eine Stoffhutproduktion, Schilfflechtkunst sowie eine Produktionsstätte von südamerikanischen Musikinstrumenten. Am Nachmittag suchen wir den nahegelegenen Wasserfall Peguche auf. Gleich danach begeben wir uns auf die Wanderroute zum San Pablo See. Schon nach wenigen Metern bemerken wir, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Wanderroute handelt. Innerhalb weniger Meter steigt das Gelände so steil an, so dass wir uns mehr und mehr fragen, ob wir wirklich den richtigen Weg eingeschlagen haben. Der mit den Armen fuchtelnde Buschauffeur auf der anderen Seite der Schlucht gibt uns dann die Bestätigung, dass wir lätz sind. Die plötzlich vor uns stehende Felswand stellt uns beinahe vor peruanische Herausforderungen. Dank des guten Teamgeistes und der aufkommenden Überlebenslust können alle die Felswand überwinden. Ein mutiger Teilnehmer (El Pedro) schafft es sogar, das Hindernis mit Crocs zu überwinden. Tschäderäbäng, was für ein Füx!

Ja und so sind wir nun, nach einem letzten Ausflug mit Regula zur Mitte der Welt, in Conocoto gelandet. Der herzliche Empfang von Urs Aeschlimann und Familie tröstete etwas über den Abschied von Regula und Atuntaqui hinweg. An dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an Regula und José für die tolle Zeit.

Morgen wagen wir uns in den tiefen Urwald und hoffen wir finden bis zum Abend des Schweizer Geburtstags wieder zurück. Falls man sich nicht mehr liest.... Feliz por el primero agosto!










Montag, 28. Juli 2014

Kindertraining am Blutsee

Am Sonntagnachmittag steht die Fahrt an den bei Ibarra gelegenen "Blutsee" auf dem Programm. Den Erzählungen nach kam es hier zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den eindringenden Inkas und den damals hier lebenden Völkergruppen. Die Geschlagenen sollen in diesem See versenkt worden sein... Rund um und auf dem See treffen wir viele touristische Attraktionen und Naherholungsangebote an. Diese reichen von indianischem Markt über Kart- und Autorennpiste zu Pedalofahren, Kinderspiel- und Golfplätzen. Nachher gibt's ein Mittagessen in einem Restaurant mit live Musik (der Alleinunterhalter im touritenfängerisch anmutenden Indianer- und Inkagewand heisst so, weil er vor allem sich selbst unterhält). Einige Teammitglieder lassen's sich nicht nehmen und bestellen nach gefühlten zwei Jahren endlich wieder einmal Pasta - etwas, was hier zwischen Reis und Kartoffeln einfach verloren geht...
Am Nachmittag fahren wir zu einem Kinderheim, das ebenfalls an diesem "Blutsee" gelegen ist. Da unterwegs ein indianisches Sonnenfest stattfindet, wird der eigentlich vierminütige Weg vom Restaurant zum Heim zu einer halbstündigen Geduldsprobe. Phasenweise steht unser Bus inmitten anderer Autos - ohne Chauffeur, da dieser spontan entscheidet, die Verkehrssituation direkt vor Ort mit den anderen Verkehrsteilnehmenden zu besprechen. Ein grandioses Schauspiel, allerdings verhältnismässg ruhig und besonnen in sêiner Choreografie. So richtig ecuadorianisch halt. Im Kinderheim angekommen treffen wir ein schier ausgestorbenes Dorf von mehreren Häusern an. Wer nun Kinderlärm und spielende Knirpse erwartet hat, wird enttäuscht. Drei Kinder belegen den Spielplatz in der Mitte des Areals, mehr gibt's nicht. Zwei Leiterinnen stossen nach zweimaligem Hupen zu uns. Sie erklären, dass ein grosser Teil der über Hundert Kinder und Jugendlichen bis Ende August in den Ferien seien - bei Verwandten oder den Eltern. Es sei nur ein kleiner Teil hier und die meisten davon vergnügten sich am Sonnenfest im Dorf... Nun, wir nehmen das zur Kenntnis. Der neu ausgebildete ecuadorianische Trainer, Manuel, der das Training leiten wird, scheint nicht unglücklich darüber zu sein. Seine Nervosität ist gross, wir versuchen ihn aber etwas zu beruhigen. Mit den fünf, sechs Kids sollte dies doch wirklich eine lösbare Aufgabe sein...
Wir lassen uns durchs Areal führen, die Frauen nehmen sich Zeit, die Arbeitsweise und den Aufbau dieses grossen und gepflegten SOS-Kinderdorfes zu erklären. Uns fasziniert die Aufgabe dieser Frauen, die je ein Haus mit 7-9 Kindern und Jugendlichen als Pfegemutter betreuen. Anschliessend geht's auf den Trainingsplatz. Auf unserem Rundgang sind doch noch weitere fünf, sechs Kids aufgetaucht. Einem gemütlichen Floorballtraining steht nichts mehr im Weg. Nun passiert aber etwas, was auch die hartgesottenen und einsatzerprobten Teammitglieder kaum erwarten: innerhalb einer Minute strömen Kinder und Jugendliche aus allen Häusern und Löchern, manchmal auch aus dem Nichts, auf den Platz. Einige kaum älter als vierjährig, andere in robustem Jugendalter. Innerhalb kürzester Zeit wird Trainer Manuel mit etwa vierzig Neuankömmlingen überrascht...
Für einen kurzen Moment müssen wir ihm unter die Arme greifen, damit er nicht die Orientierung verliert. Die Disziplin lässt zu wünschen übrig. Den Kindern ist anzumerken, dass sie aus sehr schwierigem Elternhaus kommen. Aber nach einigem Kontaktaufnehmen und dem obligatorischen "Komm-Schlag-ein", ist das Vertrauen da und entsprechend filtern sich auch die "Schlüssel-Zappler" heraus, die alsdann in 1:1-Betreuung auf ihre Aufmeksamkeitsdosis gebracht werden können. Was für ein freudvolles Training! Die Kinder sind mit jeder Minute herzlicher und herziger - einige Teammitglieder spielen sogar mit dem Gedanken, das eine oder andere von ihnen im grossen Zeltsack mit in die Schweiz zu nehmen. Nach einem langen Verabschiedungsprozedere geht's zurück zum Hotel. Wir sind glücklich, sehr glücklich, diese Kinder getroffen zu haben und hoffen, dass in einem nächsten EInsatz auch einige Leiter aus diesem Kinderheim zum Trainerkurs kommen und so mit dem Floorballvirus infisziert werden - die Kids haben die erste Injektion jedenfalls schon erhalten.
Heute führen wir unsere Regenerationstage weiter mit einem Besuch eines Schwimmbades und dem anschliessenden Kindertraining bei einem Kinderhilfswerk. An unsere peruanischen und nebelgebeutelten Freunde (http://floorballperu2014.blogspot.com) schicken wir einen Sombrero voll Sonne (aus Anlass des hiesigen Sonnenfestes). Hasta luego, amigos!

Da waren's noch eine Handvoll...